Aktionswoche “Gefährliche Zustände – Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Ideologien zum Holocaustgedenktag” vom 21.–27. Januar 2019

Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und des Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar veranstaltet der AStA der Uni Vechta auch in diesem Jahr vom 21. Januar bis 27. Januar die Aktionswoche “Gefährliche Zustände: Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Ideologien”

Beschreibung der Veranstaltungen unter der Terminübersicht.
21.01.19 | 11 Uhr | „Stadtrundgang zum Leben von Jüd*innen in Vechta“ mit Werner Kevenhörster | Treffpunkt: Altes Rathaus
21.01.19 | 18 Uhr | „Projektion und Widerspruch: Theorien des Antisemitismus und Antizionismus“ mit Maximilian Schulz | Raum E133
21.01.19 | 20 Uhr | ENTFÄLLT „Diskriminierung in Klassenverbänden – Methodik Workshop“ mit Lena | Begrenzte Teilnahmeplätze. Anmeldung per Mail an aktionswoche@asta-uni-vechta.de | Raum E137b
22.01.19 | 20 Uhr | „Vereinte Nationen gegen Israel – Wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert“ mit Alex Feuerherdt | Raum E133
23.01.19 | 11 Uhr | „Vortrag einer Überlebenden des Holocaust“ mit Erna de Vries | Raum R002
23.01.19 | 18 Uhr | „George Soros und der instrumentelle Antisemitismus der FIDESZ“ mit Benjamin Horvath | Raum R117
24.01.19 | 14 Uhr | „Wer sind die Fans von Trump, Putin, Erdogan und Co.?
Theodor W. Adornos ‚Studien zum Autoritären Charakter‘ – eine Einführung“ mit Tobias Holz | Raum R225
24.01.19 | 16 Uhr | „Gemeinsam Zukunft rekonstruieren – Leseeinstieg in Adornos Erziehung nach Auschwitz.“ mit Mandy Gratz | Raum R225
25.01.19 | 14 Uhr | „Die Erprobung autoritärer Verschärfungen im Stadion.“ Mit Franz-Josef Heller und Ivanka Miller | Raum E135

In Kooperation mit dem GEW Kreisverband Vechta und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburger Münsterland.

Weitere und aktuelle Informationen auf asta-uni-vechta.de und in der Facebookveranstaltung:

21.01.19 | 11 Uhr | „Stadtrundgang zum Leben von Jüd*innen in Vechta“ mit Werner Kevenhörster | Treffpunkt: Altes Rathaus

Die Stadtführung beschäftigt sich mit den jüdischen Familien und Einrichtungen in Vechta, mit Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialismus.

21.01.19 | 18 Uhr | „Projektion und Widerspruch: Theorien des Antisemitismus und Antizionismus“ mit Maximilian Schulz | Raum E133

„Antisemitismus heißt, Juden mehr zu hassen als nötig.“

Seien wir ehrlich: Antisemitismus ist immer noch ein Problem. Egal ob liberal oder konservativ, christlich oder muslimisch, antikapitalistisch oder antikommunistisch, Jüd*innen geben immer ein gutes Feindbild her. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden antisemitische Einstellungen zunehmend chiffriert – der gute Ton hatte sich geändert und Antisemitismus gehörte nicht mehr dazu. Mit der Gründung des israelischen Staats 1948 entstand jedoch eine neue Projektionsfläche für die antisemitischen Subjekte. Doch worin besteht diese Ideologie, die sich wandelt und immer wieder neu erfindet, Feindbilder erschafft, verwaltet und aktualisiert?

Gemeinhin kann Antisemitismus aufgefasst werden als die „Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Vorurteile, Ressentiments oder Haltungen, unabhängig von ihren religiösen, rassistischen oder sonstigen Motiven“ (Rensmann 2004, S. 71).  Im Vortrag soll jedoch tiefer gegraben werden. Antisemitismus – gerade moderner – lässt sich nicht isoliert betrachten. Kontext, Motive, etc. spielen immer eine Rolle, er ist immer verortet. Moderner Antisemitismus agiert in Politik, Wirtschaft und Kultur – und noch immer auch im Bereich der Religion. Er besteht vornehmlich in der Reaktion auf die Gegebenheiten und nimmt seinen Platz ein im überforderten Individuum. Die äußere Bedingung des modernen Antisemitismus ist die kapitalistische Moderne, die innere der sich auf das Individuum beziehende Autoritarismus. Dabei ist er welterklärend und projizierend.  Nationalismus, Ethnisierung, Autoritarismus, die Angst vor und die Überforderung mit der kulturellen Moderne und dem Kapitalismus – diese und andere Elemente sind konstitutiv für Begriffsbildung und Komplexität des Antisemitismus.

Der Vortrag soll einen Einblick geben in diese widersprüchlichen Mechaniken des Antisemitismus und die ihm zugrundeliegenden konstitutiven Elemente. Denn nur das, was verstanden wird, kann bekämpft werden.

21.01.19 | 20 Uhr | ENTFÄLLT „Diskriminierung in Klassenverbänden – Methodik Workshop“ mit Lena | Begrenzte Teilnahmeplätze. Anmeldung per Mail an aktionswoche@asta-uni-vechta.de | Raum E137b

22.01.19 | 20 Uhr | „Vereinte Nationen gegen Israel – Wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert“ mit Alex Feuerherdt | Raum E133

Kein anderes Land steht bei den Vereinten Nationen derart am Pranger wie Israel. Die Unesco und der UN-Menschenrechtsrat beispielsweise haben den jüdischen Staat in ihren Resolutionen häufiger verurteilt als alle anderen Länder dieser Welt zusammen. Auch die Generalversammlung der Uno beschäftigt sich in ihren Diskussionen weitaus öfter mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten als etwa mit Syrien, Nordkorea oder dem Iran. Die UN-Frauenrechtskommission hat Israel als einziges Land für die Verletzung von Frauenrechten kritisiert, für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schädigt weltweit niemand die Gesundheit von Menschen und die Umwelt so stark wie der jüdische Staat. Und das sind nur einige wenige Beispiele von vielen. Ein Beschluss wie der UN-Teilungsplan von 1947, der die Grundlage für die Proklamation des Staates Israel bildete, wäre heute schlicht undenkbar.

Wie kommt es, dass sich der jüdische Staat derart im Visier der Vereinten Nationen und ihrer Untereinrichtungen befindet? Liegt das tatsächlich an Israel selbst – oder gibt es dafür womöglich ganz andere Gründe? Wie ist die Uno heute überhaupt aufgestellt und worin unterscheidet sie sich von früheren Jahren? Welches Verständnis von den Menschenrechten herrscht bei ihr und ihren Mitgliedern vor?

Zum Referenten: Alex Feuerherdt ist freier Publizist und lebt in Köln. Er schreibt für verschiedene Print- und Online-Medien zu den Themen Israel, Nahost, Antisemitismus und Fußball, unter anderem für die Jüdische Allgemeine, n-tv.de, die Jungle World und MENA-Watch in Wien. Außerdem ist er Betreiber des Blogs Lizas Welt. Gemeinsam mit Florian Markl hat Feuerherdt ein Buch zum Thema der Veranstaltung geschrieben, das 2018 im Verlag Hentrich & Hentrich erschienen ist: Vereinte Nationen gegen Israel – Wie die Uno den jüdischen Staat delegitimiert.

23.01.19 | 11 Uhr | „Vortrag einer Überlebenden des Holocaust“ mit Erna de Vries | Raum R002

23.01.19 | 18 Uhr | „George Soros und der instrumentelle Antisemitismus der FIDESZ“ mit Benjamin Horvath | Raum R117

Die Bilder des Hauptmedienthemas 2015 sind noch überaus präsent. Bedingt durch den Bürgerkrieg in Syrien, verstärkten sich ab jenem Jahr, die Migrationsbewegungen gen Europa. Den Aussagen der ungarischen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán zufolge, sei es „kein Zufall, dass täglich Tausende Migranten nach Europa angeliefert werden.”1 Es sei eine verräterische Verschwörung der „Linken und der Menschenrechtler“2. Als Drahtzieher präsentierte die Regierung den Fondmanager, Milliardär und Philanthrop Georg Soros. “Man will eine bewusste Konstruktion verwirklichen, die man linksgerichtet nennen kann. Man will die europäischen Nationalstaaten irrelevant machen,” wetterte Orbán.3 Dabei ist die Auseinandersetzung mit der Kampagne gegen Georg Soros auch bedeutend für die internationale Politik: In Mazedonien, Serbien, Russland, Rumänien, den USA und Israel ist er verhasst. Die ungarische Regierung weißt den Vorwurf des Antisemitismus von sich. Dennoch verfolgt sie aber eine geschichtsrevisionistische Geschichtspolitik, die die antisemitische Geschichte Ungarns externalisiert. Und bei der Stop-Soros-Kampagne bedient sie sich eines instrumentellen Antisemitismus, um die Herrschaft der eigenen Partei zu sichern. Dies wird der Vortrag genau beleuchten.

24.01.19 | 14 Uhr | „Wer sind die Fans von Trump, Putin, Erdogan und Co.?
Theodor W. Adornos ‚Studien zum Autoritären Charakter‘ – eine Einführung“ mit Tobias Holz | Raum R225

Autokraten und Hardliner feiern in weiten Teilen der Welt Erfolge. In Europa sind in Polen und Ungarn nationalistische Parteien an der Macht. In Frankreich und Deutschland können Marine Le Pen und die AFD immer mehr WählerInnen anziehen. Die U.S. Wahl hatte mit Donald Trump einen unerwarteten Ausgang. Putin regiert seit Jahren in Russland und Erdogan baut die Türkei in ein autokratisches Imperium um. Wer wählt diese Menschen? Warum wählen Menschen sie gegen ihr ökonomisches Interesse? Warum wählen sie sogar Menschen die Opfer ihrer Politik sind? Welche Bedürfnisse stehen dahinter?

Ähnliche Fragen stellten sich Theodor W. Adorno et al. im Exil in den USA der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts. Können die “Studien zum autoritären Charakter” heute Anhaltspunkte für das oben skizzierte Phänomen geben?

Der Referent wird in das Werk einführen und einige Tendenzen und (Un-)Möglichkeiten des Übertrags auf die aktuelle Situation zur Diskussion stellen.

24.01.19 | 16 Uhr | „Gemeinsam Zukunft rekonstruieren – Leseeinstieg in Adornos Erziehung nach Auschwitz.“ mit Mandy Gratz | Raum R225

Teilnehmer*innen können sich hier den Text für den Workshop runterladen:

25.01.19 | 14 Uhr | „Die Erprobung autoritärer Verschärfungen im Stadion.“ Mit Franz-Josef Heller und Ivanka Miller | Raum E135

Die deutschen Meinungsmacher von FAZ bis taz scheinen sich einig darin zu sein, dass die bundesrepublikanische Gesellschaft einen autoritären Rollback erlebt. Der Einzug der AfD, einer Partei, die sich deutlich rechts der CDU positioniert, in den Bundestag und in sämtliche Landesparlamente wird dabei allerorten als Gradmesser angegeben. Für die sogenannte Mitte der Gesellschaft ist dies natürlicherweise eine willkommene Möglichkeit, ihre eigenen autoritären Tendenzen und den notwendig autoritären Gehalt einer staatlich verfassten Gesellschaft zu leugnen.

Doch nicht zuletzt die Novellierungen der Polizeischutzgesetze oder die Polizeistrategie während der G20-Proteste in Hamburg zeigen, dass es keine AfD in der Regierung braucht, damit der deutsche Staat beherzt zur Tat schreitet. Abseits staatlicher Organe lassen sich seit Jahren autoritäre Entwicklungen beobachten. Das diese autoritäre Verschärfung nicht ohne die gegenwärtige Form der kapitalistischen Vergesellschaftung betrachtet werden kann, wird insbesondere im Fußball deutlich. Als Sport der Industrialisierung ist er in Europa wie keine zweite Kulturform auf das engste mit der Entwicklung dieser Wirtschaftsweise verknüpft. Gleichzeitig zeigt er auch an, wohin der gesellschaftliche Trend zeigt: Entdemokratisierung, Kommerzialisierung gemeinnütziger Organisationen, eine Ökonomie die jeden Bezug zu ihren Subjekten verloren hat, Medienoligarchien und Eindimensionalität.

Der Vortrag möchte der Rolle des Stadions als Erprobungsraum gegenwärtiger autoritärer Entwicklungen nachspüren und etwaige Entwicklungen schlaglichtartig betrachten. Es soll dargelegt werden, dass im besonderen Ort des Stadions eine gesamtgesellschaftliche Tendenz zur Durchsetzung kommt und im Begriff ist Prämissen für den kommenden Alltag zu schaffen.

Ausschlussklausel:
Personen die durch das Tragen von faschistischen, antisemitischen, rassistischen oder sonstigen diskriminierenden Emblemen, Marken oder durch faschistische, antisemitische, rassistische oder sonstige diskriminierende Äußerungen auffällig werden oder wurden, sind auf den Veranstaltungen nicht erwünscht und werden den Veranstaltungen verwiesen.